Reise in den portugiesischen Archipel der Azoren im schroffen Atlantik
Sao Miguel vom 11.09. – 03.10.2021.
Dank der unermüdlichen Bemühungen unseres Vereins „Flotte Flosse“ konnten wir, Ben und Luise, in unseren ersten Tauchurlaub als frischgebackene DTSA*-Taucher im Spätsommer 2021 auf den Azoren starten!
Ziel unserer Reise war die „größte“ der neun portugiesischen Atlantikinseln: Sao Miguel, eine bergige Vulkaninsel, die sich aus zwei Vulkanmassiven zusammensetzt, welche wiederum durch eine zentrale niedrige Bergkette verbunden sind. Ihr Spitzname „die grüne Insel“ ist absolut zutreffend! Eine verträumte, urwaldähnliche Landschaft mit diversen riesenblättrigen Pflanzen mit skurrilen Blüten und atemberaubenden, eiskalten Wasserfällen, deren Bäche entlang steiniger, vermooster Küsten in den schroffe Atlantik münden.
Unterbrochen wird diese ursprünglichste Natur von riesigen grünen (Kuh-)Weiden, einer Vielzahl an ruhig daliegenden Kraterseen und einzelnen kleineren verträumten Dörfchen im Osten der Insel bis hin zu größeren Städten im Westen, wie Ponta Delgada.
Und genau dort, im Hafen der größten Stadt von Sao Miguel, befand sich unsere Tauchbasis „Season Challenge PADI 5* Dive Resort“, mit deren jungem Team wir mit dem rasanten Zodiac unterschiedliche Tauchspots aufsuchten. Die Basis bietet neben Einzeltauchgängen und Spezialausflügen auch Tauchpakete an, so haben wir beispielsweise für 10 Tauchgänge 320 € bezahlt und noch einen „Gratistauchgang“ obendrein erhalten [inkl. Equipment, ausgenommen ABC-Ausrüstung und Neopren, zu finden unter: https://seasonchallenge.pt/].
Treffpunkt im Hafen war in den frühen Morgenstunden um 8:00 Uhr und abgelegt zum ersten Tauchgang wurde gegen 9:00 Uhr nach Überprüfung des Equipments und gemeinsamen Briefing (private Parkplätze begrenzt vorhanden). Der Tauchspot wurde zuvor abgestimmt, damit die Taucher*innen möglichst viele der rund zehn näherliegenden Tauchspots erforschen konnten, ganz nach eigenen Wünschen und Vorlieben. (Weiter entfernt liegende Tauchspots sind ebenfalls im Repertoire).
Dazu stand neben einer Auflistung auch Karten- und Bildmaterial zur Verfügung, welches durch diverses Spezialwissen der beratenden Tauchlehrer*innen die Vorfreude verstärkte.
Der zweite Tauchgang fand immer im Anschluss an eine gemeinsame Pause mit Tee von den Inseleigenen Plantagen (auch dorthin lohnt sich ein Besuch), Keksen und anderen Knabbereien gegen 14:00 Uhr statt.
Die zum Teil steil abfallenden unterirdischen Felsküsten faszinierten besonders durch die unterschiedlichen Formationen, Halbhöhlen und Durchgänge, welche eine Fülle an Fried- und Raubfischen, Kopffüßer, Schnecken aber auch Pflanzen Lebensraum bieten. Nach den ersten Tauchgängen haben wir sofort eine Unterwasserlampe gekauft, um auch außerhalb des Lichtkegels des
Tauchlehrers*in in den Höhlen und Ritzen der Felsen nach verstecken Schwarzen- und Fangzahnmuränen, dem dunklen Zackenbarsch, dem gefleckten Steinling und dem weißgefleckten und gewöhnlichen Oktopus Ausschau zu halten. Natürlich aber auch um die Farbenbracht der langsameren Vertreter, wie den Roten- und Eisseesternen und den steinigen, schwarzen und violetten Seeigeln mit der Kamera einzufangen, wenn die neugierigen Druckerfische dies zuließen.
Durch den schnellen Wechsel von Felsen in weitläufige Sandbereiche konnten sogar auch in einem Tauchgang zeitgleich der Perlmutt-Lippfisch, die im Sand vergrabenen Eidechsenfische, die kleinen Plattfische und die um einiges größeren Stachelrochen beobachtet werden. Letztere kamen in einer unerwarteten Häufigkeit vor, sodass wir bei einem Tauchgang zwölf Tiere zählen konnten! Übertroffen wurde die Freude darüber erst bei der Begegnung mit einem echten Giganten der Art, ein auf Felsen ruhender Stachelrochen mit einem Durchmesser von rund eineinhalb Meter und einer Gesamtlänge mit Schwanz (und somit auch Stachel) von über zwei Metern!
Neben dieser einmaligen Begegnung wollen wir aber noch das Frack „Dori“ als absolutes Tauchhighlight empfehlen. Das amerikanische Trampdampferschiff liegt seit dem zweiten Weltkrieg nur wenige Minuten entfernt vom Hafen auf einer Tiefe zwischen zehn und 20 Metern und bietet somit ideale Erforschungsmöglichkeiten, auch für Anfänger wie uns. Da das Fischen in diesem Gebiet verboten ist, tummelt sich rund um das Wrack eine außergewöhnliche Artenvielfalt. Besonders mystisch wirkt das Wrack beim Vorbeiziehen der riesigen Thunfisch- und Barrakuda-Schwärme, aus welchen nur kurz einzelne Flossen, starre Augen und gelbe Streifen hervorstechen.
Doch egal zu welchem Tauchspot die Reise ging, im Nachhinein fand sich stets die Zeit die gesichteten Tiere und Pflanzen gemeinsam zu bestimmen und Informationen über deren Häufigkeit und Lebensweise auszutauschen.
Wer danach auch mal das schwere DTG gegen den altbewährten Schnorchel tauschen möchte, ist auf der kleinen Insel Villa France genau richtig! Die unbewohnte Insel, der überirdischen Ausläufer eines Vulkankegels, ist Teil eines Naturschutzgebietes, weswegen nur die unbewachsenen Felsen und der „warme Pool“ inmitten der Insel für Besucher zugänglich sind. Im warmen, meist klaren Becken tummeln sich (neben meist planschenden Touristen) unter anderem die farbenprächtigen Papageienfische, Meerjunker und Meerpfauen.
Nach den langen Tagen bietet die Insel dank des aktiven Vulkanismus auch eine Handvoll an streng riechenden, heißen Badequellen, welche aber auf keinen Fall mit den penetrant nach faulen Eiern riechenden kochenden Schwefelquellen verwechselt werden sollten! Als kleiner Tipp: blondierte Haare und weiße Badekleidung stören zwar nicht beim Entspannen, können aber am nächsten Tag
zu unerfreulichen Überraschungen führen.
Wenn der Magen sich nach den ganzen Aktivitäten dann zu Wort meldet, können wir zwei fantastische vegetarische Restaurants in der Innenstadt von Ponta Delgada empfehlen, bei denen eine vorzeitige Reservierung meist nötig ist:
1. Rotas da Ilha Verde, ein wundervolles Ambiente mit einer einfachen und zeitgleich raffinierten Karte.
2. Santo Seitan, unser persönlicher Favorit. Das erst neu eröffnete Lokal überrascht mit monatlich wechselnden exquisiten, zum Teil ausgefallenen veganen und vegetarischen Gerichten.
Durch großes Glück konnte der Urlaub durch die Beobachtung von Delphinen im onnenuntergang an der Nordwestküste abgerundet werden, das Mitbringen eines Fernglases lohnt daher allemal auf der von Delphinen und Walen geschätzten Insel!
(Bitte beachtet auch Bens Oktopus Video: https://youtu.be/C-gTEMwUgvM)
Bericht: Luise
Fotos: Luise und Ben