Wir sind Wiederholungstäter
und sind spontan nach Katharinas bestandenen Abi in den ersten beiden Aprilwochen zum Tauchen nach Ägypten geflogen. Und weil es uns im Herbst gut gefallen hat, sind wir wieder nach Brayka Bay gefahren – im Gegensatz zum letzten Mal aber mit Füßlingen und Geräteflossen. Das hatte den zusätzlichen Vorteil, dass wir jetzt auch Tauchspots besuchen konnten, die uns im letzten Jahr mangels Füßlingen nicht möglich gewesen waren.
Die Frage, die uns diesmal im Vorfeld beschäftigt hatte, war: Wie sind die Wassertemperaturen und welchen Neopren sollen wir mitnehmen? Auch in Ägypten ist im Frühling das Wasser noch nicht soooo warm. Man könnte sogar sagen, es ist ausgesprochen frisch. Es hatte ca. 22-23 Grad und man kann durchaus einen 5mm-Halbtrocken-Neopren vertragen. Katharina hatte einen 6 mm- und ich einen 5 mm-Halbtrocken-Anzug und trotzdem wurde uns zumindest in den ersten Tagen am Ende jedes Tauchgangs kalt. Füßlinge und Geräteflossen waren ein absolutes Muss und selbst die Kopfhaube erwies sich als ganz angenehm. Handschuhe brauchte man aber tatsächlich keine, die sind außerdem in den Tropen und im Roten Meer verboten. Am Ende des Urlaubs hatte sich die Wassertemperatur immerhin auf 24 Grad gesteigert.
Gleich beim Abendessen am ersten Abend bog ich mit dem gefüllten Teller um die Ecke und plötzlich stand Claudia vor mir. Das war natürlich ein Hallo. Sie und ihr Mann Torsten hatten zufällig ihren Urlaub zur gleichen Zeit im gleichen Hotel gebucht. Zur Erklärung für die, die die beiden noch nicht kennen: Claudia und Torsten sind jedes Jahr auf unserem Ausbildungslager in St. Leon-Rot. Torsten unterstützt Ines als TL und Claudia hat den leckeren Taco-Salat bei uns eingeführt. Den Rest des Urlaubs haben wir zusammen verbracht und viele schöne Tauchgänge zusammen gemacht.
Das WLAN im Hotel ist immer noch teuer und mies, es ist besser eine Telefonkarte im Hotel-Shop kaufen. Das ist wesentlich günstiger und vor allem richtig schnell.
Was ist neu: Man muss jetzt nicht mehr über einbetonierte Autoreifen in die Boote klettern, sondern es wurde eine Treppe gebaut, sodass man jetzt auch mit der kompletten Ausrüstung relativ komfortabel ins Boot einsteigen kann.
Wir haben wieder einige Touren mit dem Speedboot gemacht und dabei bin ich zu einer ganz neuen Erkenntnis gekommen: Wir haben ja alle gelernt, die Maske immer um den Hals zu hängen, um selbige nicht zu verlieren. Aber es gibt noch eine ganz andere, nicht ganz unwichtige Funktion: Eine Maske um den Hals vermeidet auch Sonnenbrand im Nacken, zumindest wenn sie ein Neoprenband hat – und ich weiß, wovon ich rede, denn bei einer Tour mit dem Speedboot hatte ich sie anderweitig (sicher) abgelegt. Ab da musste ich eine Kopfhaube tragen, um den Nacken aus der Sonne zu halten und das Scheuern der Atemregler-Schläuche zu verhindern und siehe da: Angesichts der Wassertemperaturen erwies sich die Kopfhaube als sehr angenehm und deshalb sind wir ab da immer mit Kopfhaube getaucht.
Wir sind viele unterschiedliche Tauchziele angefahren. Unter anderem natürlich wieder Elphinstone, aber leider waren diesmal keine Haie da. Normalerweise wuseln dort mindestens 50 Taucher im Wasser herum, dieses Mal waren wir mit unserem Boot ganz alleine da. Das war ein eindrucksvolles Erlebnis und der große Napoleon hat auch mal vorbei geschaut. Auch am Long Canyon waren wir wieder und auch da hatten wir Glück. Der kleine Adlerrochen (Katharina hat ihn „Daisy“ getauft) schwebte majestätisch an uns vorbei. Neu für uns war der Tauchplatz Abu Dabab. Dieser liegt in einem anderen Resort und ist deshalb für Taucher komfortabel eingerichtet und ist bekannt für die vielen Schildkröten die auf der Seegraswiese grasen und gelegentlich wird dort auch ein Dugong gesichtet. Meistens aber eher am frühen Morgen und leider hatte er nicht auf uns gewartet. Aber fünf Schildkröten haben wir gesehen. Der Tauchplatz „Nelson“ hat ein wunderschönes Riffdach. Abu Sail und Halg El Shoona sind zwei Tauchplätze, die nur mit Füsslingen machbar sind. Dort gibt es schöne Korallen, Krokodilfische, Unmengen an Blaupunktrochen und gelegentlich mal eine Schildkröte. Auf uns hat direkt am Einstieg eine gewartet. Noch ein neuer Tauchplatz war Abu Ghusson. Der liegt am Strand mitten in der Wüste und dort gibt es nur einen Unterstand, damit man etwas Schatten hat. Nicht weit vom Ufer entfernt liegt das Wrack der „Hamada“ und zwar gar nicht tief. Um uns zu orientieren, sind wir beim ersten Tauchgang unauffällig dem Tauchguide gefolgt, aber beim zweiten Tauchgang waren wir dann ganz alleine am Wrack. Wir hatten Glück, die Sonne kam raus (es hatte vorher tatsächlich ein paar Tropfen geregnet) und das Licht war viel schöner als beim ersten Tauchgang und die Sicht war richtig gut. Beim Austauchen hatten wir dann noch Zeit, die schönen Korallen und Fische zu betrachten. Auf dem Rückweg gab es dann in einer kleinen Taverne mitten in der Wüste noch ein leckeres Mittagessen. Und dann war da noch der LKW mit den vier Kamelen auf der Ladefläche…
Natürlich sind wir auch viel am Hausriff getaucht. Dort sind wir mit dem Zodiak rausgefahren und dann entweder am Nordriff (vormittags) oder am Südriff (nachmittags) wieder zurückgetaucht.
Noch ein Wort zur Tauchbasis: Die Coraya Divers sind jetzt seit einem guten Jahr in Brayka Bay. Es gibt dort deutsche Mitarbeiter und etliche Mitarbeiter, die deutsch sprechen – auch der eine oder andere Guide. Ansonsten kommt man mit englisch sehr gut zurecht. Die Basis ist überschaubar und im Laufe eines Tauchurlaubs lernt man eigentlich alle Mitarbeiter kennen. Viele Mitarbeiter kannten wir schon vom Herbst und auch die kannten uns noch. Es geht dort sehr familiär zu und wenn es möglich ist, kann man die Ausfahrten den eigenen Wünschen anpassen. Jedem Taucher wird eine abschließbare Box für seine Tauchklamotten und jeweils ein Bügel für Neopren und Jacket zur Verfügung gestellt. Die Boxen sind nummeriert und über diese Nummern werden alle Tauchgänge abgerechnet. Diese Boxen reserviere ich immer gleich im Vorfeld bei der Buchung. Der erste Tauchgang ist ein Checkdive mit einem Guide, danach kann man alleine losziehen, wenn man brevetiert ist und mehr als 25 Tauchgänge geloggt hat. Nitrox steht zur freien Verfügung. Die Flaschen werden an den Strand gebracht, wo man auch das Blei bekommt und in einer überdachten Hütte sein Gerät montieren und sich anziehen kann. Von dort aus sind es nur noch ein paar Schritte ins Wasser.
Die Hotelanlage ist sehr schön. Jetzt im Frühjahr blühte alles und viele Reiher staksten über die Rasenflächen und pickten die Schnecken auf. (Zum Gießen wird aufbereitetes Brauchwasser verwendet.) Auch Ibisse waren zu sehen und natürlich die frechen Spatzen, die das Essen vom Teller klauten, wenn man nicht aufpasste. Die haben dieses Jahr Verstärkung von einer Krähe bekommen und wenn die zuschlug, konnte auch mal ein ganzes Hühnerbeinchen verschwinden. 🙂
Fazit: Ägypten ist auch im Frühjahr schön, aber das Wasser ist noch ganz schön frisch. Wenn das Wasser schön warm ist, macht das Tauchen doppelt so viel Spaß
Noch ein paar allgemeine Tipps:
Bericht: Conny
Fotos: Katharina und Conny